Die Kartoffel­suppe

Studio Bühne Essen (2014)

Ein nahrhaft mobiles Theatererlebnis für Kinder ab 6
von Marcel Cremer und Helga Schaus

Mit Kerstin Plewa-Brodam
Regie & Ausstattung: Stephan Rumphorst
Photos: Frank Vinken
Plakat: Stina Rumphorst

Gastspiele auf diversen Festivals, u.a. Hanauer Theatertage, Theatertage Europäischer Kulturen für Freie und nichtprofessionelle Gruppen in Paderborn
und am Theater Rudolstadt

Pressestimmen

„Für Kinder, für Eltern, für Großeltern - nein, für alle Theaterfans, die humorvolle, berührende und vor allem nachdenklich stimmende Szenen lieben, ist ‚Die Kartof- felsuppe‘ gemacht. ... Das Werk von Marcel Cremer und Helga Schaus feierte am Sonntagvormittag umjubelte Premiere in der Studio-Bühne Essen. Blendend aufgelegt präsentierte sich Kerstin Plewa-Brodam, die mit ihrem ersten Solo-Schauspiel einfach für grandiose Unterhal- tung sorgt. (...) Am Ende wird die Suppe mit allen Be- suchern im gemütlichen Wohnzimmer der Studio-Bühne ausgelöffelt - bei netten Gesprächen. Und Gesprächsstoff liefert das Stück rund um gesunde Ernährung, die Kultur des Geschichtenerzählens und den Krieg eine Menge. Die mit ihrer Mimik und Gestik zauberhafte Kerstin Ple- wa-Brodam zieht Groß und Klein in ihren Bann und gibt noch einen „Nachschlag“ mit nach Hause. Denn: Wen die „Kartoffelsuppe“ kalt lässt, der hat nicht zugehört! Selten gibt es Stücke, die so gewaltigen Eindruck hin- terlassen und zeigen: Mit Essen spielt man eben doch - aber nur auf der Theaterbühne!“

Steeler Kurier

„Wäre Theater doch immer so sinnlich und mehrdeutig, dass es großen Appetit auf das Leben macht. Die Mission der Protagonistin, der Köchin Charlotte ist es, beim Kochen einer Kartoffelsuppe über gesundes Essen zu informieren. Dabei ist sie nicht nur eine Artistin des Kochlöffels, die Kartoffelsuppe wird live zubereitet, sondern auch eine Expertin in Sachen Ernährung und Lebensweisheiten. (…)

Während der Kessel allmählich zu dampfen beginnt, erinnert sich Charlotte an die Geschichte ihrer Oma Lene, die als junges Kind ein Ferkel geschenkt bekam, das sie Frieda nannte. Allmählich verwandelt sich da bei das Küchenstudio in einen Ort, in dem die Dinge mit Leben und neuen Bedeutungen versehen werden, die weit über den Tellerrand des eigentlichen Sujets hinausragen: Sie werden Bestandteil der Geschichte um Lene. Eine Kartoffel wird zum Schwein Frieda, eine Stangenbohne zur Zigarette ihres Vaters Karl und ein Gefäß voller Zwiebelschalen zur Kiste mit Stroh, in dem das Ferkel Frieda schläft. Und während Frieda wächst und bald zum vollwertigen Spielkameraden Lenes wird, bricht vorerst (noch) irgendwo da draußen der Krieg aus. (…)

Der Kessel dampft weiter und die Geschichte nimmt ihren dramatischen Lauf. Auch hier werden Dinge der Küche spielerisch mit neuen Bedeutungen versehen: wie etwas das Marschieren der Soldaten durch einen scheppernden Besteckkasten, die Trümmerbeseitigung durch das Zusammenstellen verschiedener Behältnisse in einer Schüssel, der Dampf aus dem Topf als Qualm eines Feuers oder der Hutschmuck von Lenes Tante durch, mit Gemüse drapierte, Pfeffer- und Salzstreuerhauben. Stark ist es, wie die Schauspielerin Kerstin Plewa-Brodam die einzelnen Charaktere durch Stimmenlage, Blickrichtung, Haltung und teilweise regionalen Tonfall (den rheinischen Dialekt der Großmutter Lenes oder den rüden Ton des Scherenschleifers) voneinander absetzt. Und berührend ist, wie es ihr gelingt, zwischen den Stimmungen des Stückes, der Koch- und Großmuttergeschichte, zu wechseln und an dramatisch passenden Stellen abzubrechen und Dinge oft nur durch Skizzen zu verdeutlichen: (…) das Gespräch zwischen Lene und ihrer Mutter, die ihr mitteilt, was am Ende (auf dem Höhepunkt der Hungersnot) aus Frieda geworden ist, wird nur durch einen Blick, eine Miene der Darstellerin aufgelöst, die das ganze Ausmaß dieser Nachricht beschreibt ohne es erzählen zu müssen.

Die Zutaten dieses kurzweiligen Erzählstückes, das der Regisseur Stephan Rumphorst, nach einer Vorlage von Marcel Cremer und Helga Schaus, an der Studio Bühne Essen zusammen mit seiner wandlungsfähigen Darstellerin entwickelt hat, sind Koch- und Ernährungstipps, gepaart mit ein paar Brocken Weisheit, etwas Trauer, vieler Prisen Humor, Spannung, befeuert durch eine Sinnlichkeit, die die Darstellerin gleichsam von Kopf bis Schürze verkörpert ohne dabei je in das Klischee der tüchtigen Hausfrau am Herd zu verfallen, die diese Inszenierung zu einem vollwertigen Genuss werden lassen. Dabei verleihen die vielen Requisiten, die die Geschichte in der Geschichte verdeutlichen, eine zusätzliche Sinnlichkeit, so dass plötzlich auch die Vergangenheit lebendig und fühlbar erscheint.“

Theatertag