Der Gestiefelte Kater
Freilichtbühne Bökendorf (2025)
Pressestimmen
"Gelungene Premiere: Die Freilichtbühne Bökendorf feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen – ein Meilenstein für das traditionsreiche Amateurtheater im Kreis Höxter. Zum Auftakt der Jubiläumssaison wurde am Sonntag, dem 1. Juni, das Kinderstück „Der gestiefelte Kater“ uraufgeführt. Rund 70 Mitwirkende im Alter zwischen 1 und 73 Jahren brachten das bekannte Märchen auf die Bühne und begeisterten ein großes Publikum bei bestem Frühsommerwetter (...) Die Geschichte basiert auf der berühmten Fassung der Brüder Grimm sowie der älteren Vorlage von Charles Perrault. Sie erzählt vom Müllersohn Hans, gespielt von Malte Loermann, der als einziger Erbteil einen Kater erhält – doch dieser hat es in sich: Der sprechende Kater, dargestellt von Vincent Droste, fordert ein Paar Stiefel und verspricht Hans Reichtum und Ruhm. Mit List und Charme gelingt es dem Kater, Hans als edlen „Grafen von Karabass“ auszugeben, den König zu beeindrucken und das Herz der rebellischen Prinzessin Rosa zu gewinnen.
Die Figur der Rosa – gespielt im Wechsel von Elli Nolte und Lotte Giefers – bildet einen modernen Gegenpol zu den üblichen Märchenklischees. Sie lehnt höfische Zwänge ab, isst lieber Nudeln mit Tomatensoße als Rebhühner und wünscht sich ein freies, selbstbestimmtes Leben. Diese Eigensinnigkeit macht sie zu einer glaubwürdigen, sympathischen Heldin, die besonders bei jungen Zuschauerinnen Eindruck hinterlässt. Neben den humorvollen und musikalischen Momenten – die Musiknummern sind eingängig und kindgerecht – überzeugt die Inszenierung vor allem durch ihre Botschaften: Vertrauen, Mut, Kreativität und die Überwindung von Widrigkeiten. Der Kater als magischer Helfer symbolisiert Hoffnung und Intelligenz, während Hans als einfache Figur zeigt, dass mit ein wenig Unterstützung und Selbstvertrauen auch große Träume Wirklichkeit werden können. Auch der Gegenspieler Zauberer Berappzapp, eine düstere Figur mit Hang zur Strafe, stellt einen spannenden Kontrast zur übrigen, farbenfrohen Märchenwelt dar. In einem packenden Finale gelingt es dem Kater, den Zauberer mit einem Trick zu besiegen, eine Szene, die von den jungen Zuschauern mit Begeisterung verfolgt wurde.
Der König, gespielt von Dominik Scholz, stellt schließlich fest, dass auch er lieber Nudeln mit Tomatensoße isst als sich über ausgebliebene Rebhühner zu ärgern – ein augenzwinkerndes Ende, das das Publikum zum Schmunzeln bringt. Die Rolle der temperamentvollen Köchin, gespielt von Lisa Hasenbein, sorgt zusätzlich für viele heitere Momente. Die Regie des Kinderstücks führte Stephan Rumphorst, der gemeinsam mit Liv Leibmann und Carsten Meier eine fantasievolle, humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Inszenierung entwickelte. Die Textfassung stammt von Bärbel Kandziora, die Musik von Stefan Wurz – eine Kombination, die das klassische Märchen in ein frisches und unterhaltsames Bühnenstück verwandelt hat. Regisseur Stephan Rumphorst betont in seinen Gedanken zum Stück die zeitlose Symbolik von Katzen als magischen, intuitiven Wesen. „Der Kater steht für das Unterbewusste, für Hoffnung und Mut“, erklärt er. Besonders die Rolle von Rosa hebt er hervor: „Sie zeigt, dass man nicht in eine Schublade passen muss, um glücklich zu werden. Die Hoffnung auf das Gute und der Wille, selbst aktiv zu werden, ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Inszenierung.“ Mit dieser Interpretation gelingt der Freilichtbühne Bökendorf eine Brücke zwischen klassischer Märchenwelt und modernen Themen wie Selbstbestimmung, Geschlechterrollen und sozialer Gerechtigkeit. Das Publikum – Kinder wie Erwachsene – zeigte sich begeistert von der Mischung aus Witz, Musik, Spannung und Emotionen."
(Brakel News)
„Wer heute durch den Kreis Höxter fährt, spaziert oder flaniert, der kann sich ja mal umschauen: Trägt überhaupt noch jemand Jeans? Denn gefühlt haben die Akteure der Freilichtbühne Bökendorf den ganzen blauen Stoff für ihr neues Kinderstück eingesammelt und fetzig umgenäht. Denn mutig hat man den „Gestiefelten Kater" für die aktuelle Theatersaison in eine durchaus moderne (Jeans-)Form gepackt. Ein genialer Schachzug - und so auch die Botschaft des Stücks: Mut und Klugheit sind oft die besten „Waffen". „Auch wenn ich damit gegen königliche Regeln verstoße, ich will Nudeln mit To-matensoße!": Prinzessin Rosa kommt in der gespielten Fassung frech und willensstark da-her. So wundert es nicht, dass man gleich nach der umjubelten Premieren-Aufführung als Antwort auf die klassische Eltern-Frage nach der Figur, die am besten gefallen habe, aus vielen Kindermündern vernimmt: „Die Prinzessin!" Jagt ihr Vater, der König Dings, auch dem Trend der Rebhuhn-Mahlzeiten hinterher, weil sich das angeblich in royalen Kreisen schickt, so erkennt er letztlich doch den allerwichtigsten Trend: die (Entscheidungs-)Freiheit seiner Tochter. Diese möchte nicht nur den lungen Bauern Hans zum Mann, sondern auch Nudein mit Tomatensoße als Hochzeitsessen – basta! Mit viel Witz, Charme und Darstellern im Alter zwischen 1 und 71 Jahren überzeugt die Bökendorfer Freilichtbühne, gegründet 1950, auch in ihrem aktuellen Jubiläumsjahr. Und da macht es dem Spiel auch gar nichts aus, wenn sich der „Bauernjunge" vor der großen Premiere am Arm verletzt hat - in Schwarz gekleidet hilft die Schwester schmunzelnd einfach überall dort im Stück aus, wo Hans eigentlich zwei gesunde Arme bräuchte. Eine kluge Idee „Die Freilichtbühne ist seit jeher ein Ort der Gemeinschaft und Kreativität. Sie bietet Raum zum Lachen, Staunen und zum Nachdenken", findet Bürgermeister Hermann Temme. Und Regisseur Stephan Rumphorst, durch das aktuelle Stück mit sprechender Katze voller Zauber, hat zudem einen ganz besonderen Tipp für alle Haustier-Besitzer parat: „Sollte Euer Kater - wahlweise auch der Hund oder das Meerschweinchen - Euch zu Hause um etwas bitten, hört ihm ruhig zu - man kann nie wissen"
(Neue Westfälische)